13.08.2013 23:21

Tag 14 -- mehr Widerstände als gedacht

 

heute morgen sind wir total entspannt gegen 11.30h losgefahren. unser Ziel war, irgendwie hinter Urumqi zu kommen. wir wollten gar nicht erst dort abfahren, sondern diese Stadt am liebsten umfahren, um in der nächsten Stadt eine Bleibe zu suchen. so war der Plan. und so ist es auch geworden. aber mit mehr Widerständen als angenommen. 

zunächst mal dachten wir, eine laue einfache Autobahnstrecke vor uns zu haben. wir sind auch auf die Autobahn gekommen, ohne dass uns jemand gestoppt hätte, weil Motorräder nicht zugelassen sind. wir haben ja inzwischen Übung drin, einfach rechts an der Schranke vorbeizuziehen, möglichst ohne Blickkontakt zu irgendjemandem, der dort Aufsicht hat. 

es dauerte nicht lange, da haben wir mit einem unglaublichen Wind zu kämpfen gehabt. ich würde behaupten, es kann eher schon als Sturm denn als Wind gezählt werden. es war schlimmer als gestern, wo ich ja auch bereits von Seitenwinden berichtete. heute aber hat es noch viel mehr genervt und zumindest mir auch etwas Angst gemacht, denn mein Motorrad ist nochmal um Einiges leichter als Roberts (obwohl ja beide klein sind), und ich als Person bin ja auch nochmal leichter. mich hat´s echt immer wieder ein ganzes Stück zur Seite gefegt. man merkt´s dann irgendwann in den Oberarmen, wenn man auf Dauer dagegen anzulenken hat…

 

als der Wind etwas nachzulassen schien, kam stattdessen Regen. herrlich! wir hielten unter einer Brücke, tauschten unsere Jeans wieder gegen die Motorradhose, zogen noch ne Schicht unter die Jacke, da es auch plötzlich kalt wurde (wir dachten, wir sind in der Wüste! -- und wir waren bei glühender Hitze losgefahren!).

als wir um die nächste Kurve kamen, an einem Salzsee vorbei, stürmte es plötzlich wieder. wir fuhren durch einen ewig großen Windpark. dort Windräder aufzustellen machte Sinn! für uns aber war es erneut anstrengend! 

aber wir haben trotz Windschräglage mit Regen aufm Visier alle Überholmanöver gemeistert! 

wir näherten uns Urumqi. unser Plan, die Stadt großräumig zu umfahren, ging nicht auf. denn die Autobahn endete einfach. und der ganze Verkehr wurde in die Stadt geleitet! welch hirnlose Logik! in der Stadt verloren wir total den Überblick. wir hatten zwar eine ungefähre Vorstellung, wo vor hinmussten, haben auch immer wieder das Navi in meinem Telefon befragt, aber wir standen immer wieder vor Straßen, die versperrt waren. überall und an allen entscheidenden Stellen waren Baustellen und Umfahrungen. wir sind in komplett falsche Himmelsrichtungen gefahren. von Südwest nach Nordost über Südost nach Westen --- oder so ungefähr. und die Straßen waren einspurig, eng, dreckig und voller Schlaglöcher. und es war massig viel Verkehr. Robert hatte immer den Ansporn, als vergleichsweise kleines Vehikel an allen vorbeizukommen: bedeutete lavieren am Straßenrand durch noch dickere Schlaglöcher und Schlammschotter. hat mich verrückt gemacht, aber ich bin ihm brav gefolgt, denn das Letzte, was wir gebraucht hätte, war, dass wir uns in diesem Chaos verlieren. 

iiiiiiiirgendwann haben wir es geschafft, aus dieser furchtbaren Stadt rauszukommen. es ging wieder nach Westen! Richtung Autobahn! man man man, war ich froh! 

wir fuhren noch ein paar km, hielten, um was zu essen, wurden dabei begafft von neugierigen Menschen, die alle über uns sprachen in der Annahme, wir würden nichts verstehen … fuhren von der Autobahn ab bei der Stadt Changji. 

dort wollten wir "nur" noch tanken und dann ins Hotel. leichter gesagt als getan. im ersten Hotel hieß es, sie hätten zwar Zimmer, aber nicht für Ausländer. im zweiten - nebenan - hieß es, sie dürften zwar  grundsätzlich Ausländer empfangen, weil sie ein 4-Sterne-Hotel sind, aber sie hätten keine Zimmer mehr. im zweiten (und letzten) 4-Sterne-Hotel des Ortes gab es auch nix mehr. blieb uns nur übrig, es nochmal irgendwo zu versuchen, in der Hoffnung, dass sich jemand bequatschen lässt, wenn man etwas auf die Tränendrüse drückt. hat nicht geklappt. sie sind hier sehr strikt, wollten uns immer wieder in die Hotels schicken, aus denen wir bereits kamen. auch ein Anruf beim Manager nutzte nichts. wir sind in Xinjiang! politisch nicht ganz unbrisant. vielleicht deswegen? --- kann gut sein! 

in jedem Hoteleingang und in jedem anderen "offiziellen" Gebäude steht bewaffnete Polizei, überall soll man beim Eingang Taschen zeigen oder zur Kontrolle stehenbleiben, selbst an Tankstellen. 

in einem sehr kleinen Hotel hat uns eine Dame geholfen, obwohl sie uns selbst nicht zulassen konnte. aber sie hat anrufen lassen in einer anderen Unterkunft. dort sind wir jetzt auch. aber auch das war nicht so einfach wie gedacht: ich ging zur Rezeption, wies darauf hin, dass wir angekündigte Gäste seien und alles soeben telefonisch abgesprochen sei. jaja, die Dame wusste auch bescheid. ABER: sie fand kein leeres Formular für die Registrierung mehr. und wollte mich nur deshalb wieder davonschicken. ich hab n kleinen Aufstand gemacht und ihr innerlich kochend, aber nach außen hin möglichst geduldig erklärt, dass sie bitte bitte so viel Flexibilität beweisen solle, den Namen und die Passnummer auf einen anderen als auf den vorgeschrieben Zettel zu schreiben. das sollte doch wohl gehen. sie willigte ein, bestand aber darauf, dass alles ganz genau abgeschrieben wird wie auf ihrem Formular. zwischendurch und nebenbei hat sie aber ungefähr 20 andere Gäste abgehandelt. bis wir die Zimmerkarte in der Hand hielten, verging eine geschlagene Stunde, in der Robert mehr oder weniger geduldig draußen wartete, und ich zwischen Rezeption und Kopierer hin- und hergelaufen und letztendlich aus lauter Genervtsein von soviel Unfähigkeit einfach SELBST auf Chinesisch alles abgeschrieben und ausgefüllt habe. 

man man man. da denkste, Du bist am Ziel und musst plötzlich noch einen Löwen erlegen! …. 

 

aber jetzt ist alles gut. wir sind geschafft und müde, genervt auch irgendwie, aber gehen jetzt schlafen. 

 

der Tag hätte so easy sein können, wurde aber irgendwie kompliziert. wie war das?: wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzähl´n! 

 

viele liebe Grüße, 

Eure Reisenden…

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