Tag 16 -- wir sind in Kasachstan!
Abfahrt am Campingplatz war heute gegen 11 Uhr.
die erste Hürde, die es zu nehmen gab, war, a) über den runterdrückten Drahtzaun zu kommen (ich wär fast hängengeblieben), b) durch die Sandpiste zurückzufahren, auf der ich am Abend vorher hingefallen war.
beides ging gut.
wir sind auf die Autobahn gefahren, welches eigentlich keine richtige war, denn immer wieder gab es plötzlich Kreuzungen, aus denen die Mopeds, Autos und LKW rauskamen, einfach ein- oder abbogen auf unsere Fahrbahn. bis auf ein paar Baustellen-Holperabschnitte ging es einigermaßen gut voran.
wir machten Mittagspause bei einer Tankstelle. Nudelsuppe mit Rindfleisch gab´s -- unsere Standardmahlzeit seit mindestens einer Woche.
wir fuhren immer weiter gen Westen, immer weiter gen Grenze. und wir kamen immer höher in die Berge. die Landschaft war herrlich!! und der Höhepunkt war ein wuuuuuuunderschöner blauer See, der nach Roberts Schätzung etwa 2.500m hoch liegen müsste. Wahnsinn! sowas habe ich mein Lebtag noch nicht gesehen! ich hab die gopro-Kamera angeschaltet, um festzuhalten, wie wir am Ufer entlang gefahren sind.
Nach ein paar Tunnel fanden wir uns in komplett anderer Landschaft wieder. grün bewaldete Berge. Felsen. und es ging plötzlich steil bergab, iiiiimmmer weiter bergab. in großen Kurven, in denen die Chinesen gefahren sind wie Sau. habe etwas langsamer gemacht und vielleicht habe ich auch n bisschen angefangen zu träumen, weil´s so schön dort war. damit habe ich Robert in Sorge versetzt. er verstand nicht, warum ich nicht zu ihm aufschloss. er wurde ganz stinkig deswegen. und ich hab`s erst überhaupt nicht verstanden. … nachher dann schon. und ich hab brav Tempo gehalten.
wir haben nochmal aufgetankt und stellten fest, nur noch ein paar km zur Grenze zu haben. also auf! worauf warteten wir?!
auf chinesischer Seite mussten wir erst einige Kurven drehen, bis wir verstanden, wo wir hinsollten. sie haben uns von dort nach hier geschickt. irgendwann hieß es dann, dass wir einem Herren folgen sollten. haben wir gemacht, ohne zu wissen, wo es hinging. und ich glaubte es nicht, als er uns anwies, IN das Immigrations- und Zoll- und Passabfertigungsgebäude für normale Fußgänger-Grenzpassagiere zu fahren. jawohl! richtig gelesen: nicht GEHEN, sondern FAHREN. unsere Motorräder standen quasi am x-ray-Band Schlange. Hammer! ich konnte es echt nicht fassen. und ich hab unerlaubterweise versteckt mit meinem handy ein paar Bilder gemacht. das musste ich einfach festhalten!
Josef, Dir wird es dann wahrscheinlich genauso gehen (sofern Ihr diesen Grenzübergang wählt). Otto: ob Du mit Deinem Beiwagen dadurch kommst, das würde ich mal als fraglich bezeichnen. ich glaube, Du würdest wahrscheinlich schon als KFZ gezählt...
wir haben brav alles abgepackt und das getan, was sie von uns wollten. sie waren freundlich, auch neugierig. und wären am liebsten aufm Gepäckträger mit uns mitgefahren. alles ging gut. nachdem die Motorräder fertig waren, kamen wir - wir als Person - dran: in den Pass die Ausreise stempeln lassen. erst haben sie n bisschen irritiert geguckt, dass ich als Wesner ausreise, aber sich mein Kasachstan-Visum im Buchner-Pass befand. haben sie aber geschluckt.
Kurz bevor wir wieder rausfahren wollten, fiel ihnen ein, dass wir ja mit den chinesisch zugelassen Motorrädern vielleicht gar nicht einfach aus China raus dürften. nach langem Hin und Her und Warten und Erklären (immer freundlich), hieß es dann, dass sie erst mit höheren Stellen telefonieren müssten, da es einen solchen Fall - Ausländer fährt chinesisches Fahrzeug - noch nie bei ihnen gegeben habe. nach weiterem Warten kam der freundliche Mann dann irgendwann raus und verkündete uns, dass wir fahren dürften. puh! …
…
wir fuhren - sichtlich erleichtert - 9km auf der Straße zwischen den zwei Grenzzäunen im Niemandsland, bis wir zur kasachischen Grenzkontrolle kamen. sie winkten uns gleich an die richtige Stelle und waren auch sehr freundlich. nur: wir verstanden NICHTS mehr! wir mussten erstmal ins Gebäude (bei den Kasachen blieben die Motorräder draußen), um die Pässe zu kontrollieren und um die Fahrzeuge in den Unterlagen zu registrieren. eine sehr nette Dame erledigte dies.
Dann ging es weiter: wir mussten ein Formular in zweifacher Ausführung ausfüllen. alles war auf Kyrillisch, nicht eeeein englisches Wort. ich fühlte mich wie ein Analphabet. sie haben uns dann geholfen und diktiert. aber sie wussten selbst nicht genau, wie ihr eigenes Formular auszufüllen sei. ich glaub, es brauchte etwa fünf Versuche, bis wir alles richtig hatten.
und dann mussten wir noch seeeehr geduldig sein, weil der Verantwortliche hinterm Tresen erstmal noch anderes zu tun hatte, obwohl wir die inzwischen einzigen "Gäste" waren. es war ja schon etwas später geworden…
aber er erledigte dann doch mit großer Sorgfalt das, was zu tun war.
…. und ließ uns fahren! nach zwei weiteren Kontrollen waren wir endlich durch mit allen Formalitäten und wir konnten wieder Gas geben. allerdings auch nicht zu sehr, denn es gab immer wieder kraterartige Schlaglöcher. die Kasachen fahren wesentlich freundlicher als die Chinesen, umgänglicher irgendwie. das fiel uns gleich positiv auf. und sie bleiben sogar stehen, wenn sie aus ner Seitenstraße auf die Hauptstraße einbiegen wollen. sie gucken, setzen Blinker, halten Abstand,überholen nur, wenn`s passt. usw. erstaunlich! und angenehm.
erst hatten wir rechts vorne den Sonnenuntergang und links den Mond, dann wurde es aber immer dunkler. Dämmerung geht ja noch, aber Dunkelheit wollten wir nicht. nicht bei diesen Straßen! wir haben es gerade noch so in einigermaßen Licht nach Zharkent geschafft. gleich bei Ortseingang fanden wir ein Hotel. Zufall. aber wir waren so froh!!
wir hatten nur noch kein kasachisches Geld. im Laden unterwegs, wo wir Wasser kaufen wollten, guckten sie uns nur komisch an, als wir unsere Dollar herzeigten. keine Chance. zudem konnten wir ja auch nichts erklären. man man man, kommt man sich da hilflos vor. aber die Dame im Hotel verstand unser Problem und machte uns den Vorschlag zu folgendem Deal: wir geben ihr 100 USD, das entspreche 15.000 wieauchimmerdiewährunghierheißt... für das Zimmer behalte sie 4.000 ein und wir kriegten 11.000 von ihr in lokaler Währung. super! da hatten wir wenigstens auch schon ein paar Kasachstankröten für den nächsten Tante-Emma-Laden.
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