17.08.2013 10:01

Tag 17 - erste Fahrt auf Kasachstan Straßen

 

in unserer zweckmäßigen, aber nicht schönen Bleibe sind wir in den viel zu weichen engen Betten relativ früh aufgewacht -- ich jedenfalls. Robert kriegte die Augen gar nicht auf. wenn man so richtig richtig müde ist, dann pennt man offenbar auch auf solchen Matratzen gut. 

wir machten uns unseren Kaffee, packten, fuhren los. und wir waren gespannt, was uns heute erwarten würde. der erste Tag auf Kasachstans Straßen. bisher waren wir ja nur die 30km von der Grenze gefahren, mehr nicht. 

wir waren positiv überrascht! die Schlaglöcher wurden zunächst weniger, es war eine einfache, aber gar nicht so schlechte Landstraße, auf der wir so dahinfuhren konnten ohne großartige Beeinträchtigungen. der Verkehr hielt sich sehr in Grenzen. wir wurden mehr überholt als dass wir hätten überholen müssen. und die Kasachen, wie schon gesagt, fahren wirklich hundert Mal zivilisierter als die Chinesen! das ist so viel wert! man muss nicht ständig Angst haben, dass sie aus irgendwelchen Einfahrten geschossen kommen oder todesmutige Linksabbiegeaktionen machen, haarscharf am entgegenkommenden Verkehr vorbei, oder Überholmanöver, die vollkommen unverantwortlich sind. nein nein, die Kasachen sind da zuverlässiger! sie fahren zügig, das schon. und manchmal sind sie n bisschen nah dran beim Überholen, aber sie sind dann immerhin auch so schnell weg wie sie gekommen sind. und sie schalten beim Überholen runter -- nicht hoch, wie die Chinesen, die glauben, auf diese Weise beschleunigen zu können… 

wir fuhren laaaange lange durch Baumalleen, dann durch die kasachische Steppe, dann durch eine Art kleinen Canyon (landschaftlich sehr schön!), wieder weiter durch die Steppe, wo links und rechts nichts ist, und dann wieder laaange lange durch Baumalleen. so schloss sich der Kreis. was etwas anstrengend war, dass wir die wieder zunehmenden und dann reichlich vorhandenen Schlaglöcher umfahren mussten. das hießt: immer den Blick auf die Straße und 

unser Ziel war Almaty. 350km sollten es bis dort sein. 

unterwegs habe ich mich in frühere Zeiten zurückversetzt gefühlt. warum? -- weil uns nur Autos entgegenkamen, die man bei uns in den 80er und 90er Jahren auf den Straßen sah. und: Audi war ganz hoch im Kurs! jedes zweite Auto war ein Audi, allerdings nur die alten Dinger: Audi 80 und Audi 100 in verschiedene Varianten. aber es gab nicht einen A4 oder A6, geschweige denn einen A1, 3, 5, 7 und 8. Kasachstan, das Audi-Museum nach dem Motto: erlebe ausgediente, schon einmal aussortierte Fahrzeuge wieder in Aktion! unglaublich! mir kamen entgegen: Frau Busse in ihrem roten DT-CK-134, Herr Fliedner mit seinem Audi 100, der weiße DT-LU-630 sowie der LIP-CB-48, dann der uralte Audi aus Auckos Werkstatt, dann Herr Haarbeck mit seinem lila Dienstwagen des LKA mit den Initialen AH auf dem Kennzeichen usw. Dann habe ich aber auch den grünen Mercedes von Direktor Kenter gesehen sowie den alten Mazda von Herrn Groß, auch der kleine Citroen AX von Heidbergs fuhr hier rum. 

neben diesen Autos gab es Fahrzeug aus einem noch historischerem Trakt des Museums: Borgward, Mosquich, Hanomag -- ich (er)kenn die nicht, aber Robert sagt, die habe es auch gegeben. und Ladas … und Eselskarren!

EINEN einzigen Q7 habe ich gesehen. ein weißer. Peter, hat`s Dich nach Ostkasachstan verschlagen?? hättest doch bei unserem letzten gemeinsamen Balkonaufenthalt mal was sagen können von Deinen Reiseplänen! ;-) 

… 

wir fuhren nach Almaty. alles ging gut. obwohl die Konzentration mit zunehmendem Verkehr nachließ, je näher wir der Stadt kamen. aber die Straßen waren zweispurig in beide Richtungen, immerhin. 

12km vor Ortseingang mussten wir nochmal kurz anhalten, weil ich noch ne Pause brauchte, bevor es in die stressige Stadt ging. es war 15.40 Uhr. und wir wussten, dass wir noch die Öffnungszeiten der Bank erwischen mussten, um noch mehr wieauchimmerdiewährunghierheißt- Geld zu bekommen. wir befürchteten schon, dass sie um 16 Uhr zumachen könnte. deswegen nur 3 Minuten Pause. 

unser Plan, dann die restlichen km schnell zu machen, wurde von zwei kasachischen Polizisten durchkreuzt, die uns an die Seite winkten. es stellte sich aber heraus, dass sie nur neugierig waren. Robert sagte schon gleich zu Beginn des Gesprächs: keine Sorge, Friedchen, denen ist nur langweilig! und so war es auch. sie fragten uns aus, wir verstanden nichts oder nicht viel. aber Robert erzählte einfach, woher wir kamen, wohin wir wollten, was wir schon alles hinter uns haben und was noch vor uns liegt, dass wir - wie man sieht - alles dabei haben: auch zum Zelten und Motorradreparieren. denn das wollten sie alles wissen. es war mehr ein Ratespiel, denn ein Gespräch, aber sie haben die ganze Zeit gelacht. Pass wollten sie sehen, aber auch nur aus Neugierde. und nur Roberts. es war eh ein Gespräch unter Männern, ich stand nur so zur Zierde daneben. war ich aber auch froh drüber! 

irgendwann kam ein Passant vorbei. die Polizisten fragten ihn, ob er Englisch könne. ja, konnte er. sehr gut sogar! nachher stellte sich heraus, dass dieser nette junge Mann extra nur deswegen stehengeblieben war, weil er uns mit der Polizei gesehen hatte und besorgt war, dass wir ein Problem haben könnten: die Polizei sei korrupt und man müsse aufpassen. er hätte sich das ja auch nur denken und dann trotzdem weiterfahren können. hat er aber nicht, sondern ist ausgestiegen und hat nach dem Rechten gesehen. so nett! 

er half uns mit Dolmetschen. und als die Neugierde der Polizisten gestillt war und sie wieder in ihre Funkgespräche eingebunden wurden, bot uns der freundliche Typ an, ihm in die Stadt zu folgen. er würde uns zur Bank geleiten. so haben wir es gemacht! an der Bank angekommen, ging Robert Geld tauschen. Und ich beriet mich mit unserem neuen Begleiter über Hotelmöglichkeiten. er telefonierte für uns und schlug ein Hotel vor, was schon etwas außerhalb der Kernstadt Richtung Berge liegt. etwa 100 USD für die Nacht im Doppelzimmer, schätzte er. immernoch günstiger als in der Stadt. und er wies uns sogar nach dort den Weg. er fuhr voraus durch den dichten Stadtverkehr, wir hinterher. auch, wenn sich ein paar Mal Autos dazwischendrängelten, klappte es gut. wir kamen noch in einen kleinen Stau, der verursacht war durch ewig lange Hochzeits-Stretchlimousinen, aber dann ging es die letzten Meter bergauf zum Hotel. es stellte sich heraus, dass es eigentlich genau so ein Hotel war, wie wir es suchten. ruhig und etwas ab vom Trubel der Stadt. UND: schon in der richtigen Direktion zur Abfahrt Grobrichtung Astana. und: es kostete nur 60 USD. und hat einen Swimmingpool! 

wir waren ihm echt so dankbar! er beriet uns noch, wo wir auf dem Weg nach Astana unterwegs schlafen könnten, schrieb uns noch seine Telefonnummer auf und sagte, wir sollten uns unbedingt melden, wenn irgendwas sei. er fühlte sich irgendwie verantwortlich, dass es uns als Gäste des Landes gut gehe. unglaublich! er war wirklich sehr sehr sehr freundlich! 

 

Am Abend, nachdem wir das Gepäck aufm Zimmer hatten (schönes Zimmer!!) und uns geduscht hatten, haben wir im Restaurant des Hauses gegessen: Schaschlik gab es und Rindfeischmedaillons. Salat und Kartoffeln dazu. es tat gut, was Ordentliches zu essen, nachdem es am Tag nur trockenes Brot gab ("Lembasbrot", wie Robert sagt).

wir fielen müde ins Bett und schliefen wunderbar. 

 

 

Tag 18 am Morgen 

… und am Morgen weckte uns der Sonnenschein. 

Robert ist bei der Motorradreparatur: das kleine Pferd hat sich offenbar an der hinteren Ferse verletzt. soll heißen: Luftdruck aufm Hinterreifen stimmt nicht mehr. irgendwo entweicht Luft, aber wir konnten gestern nicht ausmachen, wo und warum. vielleicht das Ventil? ggf. müssen wir nachher zur Autowerkstatt. mal sehen. 

 

jetzt packe ich erstmal unsere Sachen zusammen und frage die Hoteldame, ob sie mir gewährt, meine Rechner an ihr Internet anzuschließen, um Euch zumindest die Berichte zu schicken, wenn auch keine Fotos … 

 

wir melden uns wieder, sobald möglich! fahren jetzt Richtung Nordwest. unsere nächste Übernachtung wird wahrscheinlich in der Wildnis im Zelt sein, nahe dem großen See auf dem Weg nach Astana ... 

 

herzlich, Eure Friederike und Robert

—————

Zurück