Tag 3 - rote LKW, Staub und Popoweh…
heute Nacht träume ich von roten LKW, glaube ich. man man man, das war ne Tour! nix von der Ruhe gestern. nur Verkehr, viele viele LKW, die alle gefahren sind wie die Irren. es kam mir so vor, als ob sie glaubten, im Computerspiel zu sein, wo man drei "Leben" hat. wenn zwei weg sind, gibt es immernoch eins, bevor game over ist und man von Neuem beginnen kann mit drei Chancen. unglaublich, welch Überholmanöver die wagen. da fahren auf einer zweispurigen Straße plötzlich vier fette LKW nebeneinander. und der Fahrer des zu überholenden Fahrzeugs geht auch nicht vom Gas, im Gegenteil, denn das würde ja bedeuten, zu verlieren. da kann man nur den Kopf schütteln und möglichst Abstand halten. geht aber nicht immer, wenn man selber mal vorbeimuss, um überhaupt weiterzukommen.
mit unserem Vorankommen insgesamt sind wir nicht zufrieden, es geht alles langsamer als gedacht und geplant. heute ist der 2. August, am 18. sollten wir an der Grenze nach Kasachstan sein, denn unsere Visa für China laufen dann ab. wenn es so lahm vorangeht wie bisher, dann wird das knapp. aber sehen wir mal. wir hoffen ja, dass alles leichter wird, wenn wir erstmal am Qinghai-See sind.
ich hab heute ein paar Filmaufnahmen gemacht, Fotos aber so gut wie keine. bis auf ein zwei schöne Bergkuppen waren auch nur furchtbar hässliche Städte und viel viel Staub zu sehen.
gegen Mittag fuhren wir an einer ewig langen LKW-Schlange vorbei: alles stand, nix ging mehr. warum?: Unfall, wie wir später feststellen konnten. ein LKW ist in die Hauswand auf seiner rechten Seite gefahren, wahrscheinlich der Versuch, dem entgegenkommenden LKW und PKW, die wiederum im Überholmanöver waren, auszuweichen. der ganze Unfallort war ein einziges Chaos. alle, die von oben oder unten passieren wollten, standen kreuz und quer und blockierten alles nur noch mehr. wir passten zum Glück trotz Gepäck GERAAAADE so durch durch die beiden Unfallriesen. mit Trippelschritten durch den engen Spalt. wir konnten unsere Reise also fortsetzen, während die anderen warten mussten…
Insgesamt war es anstrengend heute, zumindest für mich - nervlich wie körperlich. am Nachmittag, während wir uns durch die LKW quälten, kriegte ich einen Krampf in rechtem Oberschenkel und Po. hab erst gedacht, das ist die übliche Ermüdung von der immer selben Sitzposition, hab´s mit Hin und Herrutschen, Aufstehen, Ausschütteln und sonstwas versucht, aber es wurde nicht besser. bei der nächsten Pause hat Robert mir einen Magnesiumdrink gemacht, aber auch der half nicht. die letzten ca. 40km, die dann noch kamen, waren NICHT schön. zumal der Popo nicht meine einzige Sorge war. es war wieder mal eine Brücke unpassierbar. wir mussten eine Umfahrung nehmen. die ging durch extrem unebenen Boden, Sand, Matsch, Wasser, Steine. und als das geschafft war, kam noch eine Baustelle, die kein Ende nehmen wollte. sie mündete dann aber irgendwann im Stadtgebiet von Taiyuan.
und in Taiyuan gab es dann das typische Großstadtchaos. ich war schon ziemlich am Ende mit meinen Kräften, meiner Geduld, Konzentration und Leistungsfähigkeit. deswegen mussten wir auch direkt ein Hotel suchen. Robert hätte gerne noch weitergewollt, zumindest aus der Stadt raus, aber er hat dann - obwohl ich nichts gesagt habe und obwohl wir vorher vereinbart hatten, noch ein Stück zu machen - doch beim nächsten Hotel angehalten. ich war froh, ganz ehrlich!
Das Hotel ist ok, besser als das gestrige. gestern war der Duschkopf direkt über dem Klo. wer denkt sich sowas aus?? und WAS denkt er sich dabei?? oder war es nur ein Ausführungsfehler der Baufirma? -- ist nicht von der Hand zu weisen (-- da habe ich jetzt ja in der letzten Zeit so meine Erfahrungen gemacht… ). heute gibt es immerhin einen Duschvorhang, quasi einen abgetrennten Duschraum. so dachten wir jedenfalls. aber das Wasser fließt trotzdem nicht in den Ausguss, in den es soll, sondern durch den ganzen Raum rüber zum Klo. da stimmt irgendwie das Gefälle des Raums nicht ganz… aber wen stört das schon? die Chinesen offenbar nicht.
Tagesleistung heute immerhin 270km, wir hinken unserem Plan aber hinterher.
macht nix, denn wie war das?: "in der Ruhe liegt die Kraft!"
viele Grüße an alle, Friederike und Robert
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