30.08.2013 12:46

Tag 31 - die story von der Kette ...

 

 

vielen Dank für Eure Grüße! 

ja, Hilke, Du hast recht: das hätten wir sicherlich nicht irgendwie planen können! purer Zufall!

Aaaaalso: wir hatten gestern, wie schon erwähnt, einen schönen warmen Sonnentag. und alles ging so schön easy voran und machte gleich viel mehr Spaß als in der Kälte. wir fuhren gut gelaunt Richtung Saratov. 

unterwegs holte ich endlich mal wieder die Kamera raus, um unterm Fahren zu fotografieren. das ging in den letzten Tagen immer nicht wegen zuviel Verkehr oder wegen der vielen Handschuhe, die man anhatte. 

wir hielten zum Mittagessen. Robert aß mein Schnitzel mit, weil ich es verweigert hab: zu zäh, die Kuh. 

wir fuhren weiter…kamen durch einen Kreisverkehr. und plötzlich sah ich, dass bei Robert in der Kurve irgendwas nicht in Ordnung war. er eierte und es flogen ein paar Funken. die Kette war abgerutscht und es ging nix mehr. mitten auf dem Kreisel hat er dann schnell repariert, während ich den Autofahrern signalisierte, doch bitteschön einen Bogen zu fahren … 

schon am Morgen, als Robert die Ketten nachspannte, sagte er zu mir: die Yamaha-Kette ist am Ende. da geht nix mehr mit Nachspannen. aber sie hält bestimmt noch durch! … 

 

wir machten noch einmal Pause irgendwo an einem Feldweg neben der Hauptstraße und als wir von dort wieder losfuhren, rief Robert plötzlich: "Hey, Friedchen! genau 9.000!" --- die 9.000km-Grenze erreichten wir also kurz vor Saratov. wir suchten in Saratov nach einer Bank, um nochmal Geld zu tauschen. die ersten beiden Banken konnten uns nicht weiterhelfen, aber bei der dritten hat es dann geklappt. direkt daneben gab es einen McDonalds: dort haben wir dann gleich nochmal gegessen. immerhin musste man da mal nicht auf das Essen anderer zeigen, denn was Internationaleres als McDonalds gibt es ja kaum … Big Mac versteht man auch in Russland! ;-) 

auf dem Weg zur Wolga gab es Stau. und ich wurde ganz ungeduldig, wann ich den endlich mein Wolga-Foto schießen kann… 

endlich erreichten wir die Brücke. leider war das Gitter so hoch, dass fotografieren sich nicht gelohnt hätte, habe die GoPro trotzdem laufen lassen. Robert fuhr vor mir … und plötzlich - pling - flog irgendwas auf die Straße. die Kette!! oh nein! … ich blieb stehen, hupte. aber er fuhr weiter. hä? doch nicht seine Kette?? denn wie konnte er weiterfahren ohne Kette? -- muss doch was anderes gewesen sein, dachte ich mir, und folgte ihm. weiter über die riesenlange Brücke bis zu einer Ausbuchtung. es stellte sich heraus, dass es DOCH seine Kette war und er den Rest  nur gerollt war. ich lief zurück, um die Kette wieder einzusammeln. 

sie war gerissen. wir versuchten, das kaputte Teil auszutrennen, ging aber nicht. das Einzige, was uns dann einfiel, war, dass wir ja an einem Motorradladen vorbeigekommen sind (ca. 1km vor der Brücke), wo ich noch zu ihm sagte: "hier könnten wir Dir eigentlich gleich ne neue Kette kaufen." -- ach wo! die hält noch! … 

Robert blieb also am Motorrad mit dem ganzen Gepäck, ich nahm die Kette mit und fuhr zurück. der angebliche Motorradladen entpuppte sich als Elektronikmarkt, der aber auch ein paar Motorräder und Fahrräder verkaufte. aber nur als Ganzes, Ersatzteile hatte er nicht. 

in einer Autowerkstatt half man mir dann weiter und klopfte das kaputte Teil heraus, setzte die Kette wieder zusammen. 

als ich wieder bei Robert ankam, waren plötzlich ein paar Helfer bei ihm. Er stellte sie mir gleich alle mit Namen vor. Sergej, Dimitri … Während meiner Abwesenheit haben sie längst einen Hilfsplan geschmiedet: der Transporter stand schon dort. die Yamaha wurde eingeladen. Robert fuhr im Auto mit, ich hinter Sergej, der vor mir auf seiner nagelneuen Yamaha 125 den Weg zeigte. es ging zu ihm nach Hause. er wohnt nicht weit entfernt, immernoch am Flussufer der Wolga. 

wir parkten die Motorräder im Hof, neben seiner Africa Twin. 

ziemlich schnell war klar: heute können wir die Kette nicht mehr reparieren. Sergej riet, gleich eine neue Kette zu kaufen, und zwar am besten für beide Motorräder. 

er lud uns ein, bei ihm zu übernachten! 

und wir können echt kaum in Worte fassen und beschreiben, wie herzlich wir hier aufgenommen worden sind. und zwar von der ganzen Familie. 

wir erfuhren dann, als wir Sergejs Vater kennenlernten, dass wir bei den Nachkommen von Nikolai Tschernyschewski gelandet waren. unglaublich!

Sergejs Mutter hatte uns schon etwas zu Essen gemacht. alles frisch aus dem Garten und alles total lecker. dann wurde der Computer ausgepackt und Google Übersetzer aktiviert. sie schrieben auf Russisch, wir auf Deutsch. der Vater kann auch noch ein paar Worte Deutsch von früher. und er ist sooooo süß! will immer ganz viel erzählen. 

wir haben in Sergejs Haus geschlafen. und heute morgen wurden die Motorräder erstmal sauber gemacht: mit dem Dampfstrahler abgespritzt, dass der ganze Dreck runterkommt. inzwischen, gerade eben, sind offenbar die neuen Ketten angekommen. Freunde von Sergej haben sie hierhergebracht. 

gerade eben hat er mir gezeigt, dass unser Kettenproblem sofort in einem Motorradforum gelandet ist. irgendwer hat dort unsere location (auf der Brücke) und unser Problem gepostet --- und dann wurde diskutiert, wie man uns helfen könne. 

Wahnsinn, oder?? 

wir sind total happy!  und freuen uns über so viel freundliche und spontane Hilfe! 

… 

gehe jetzt raus und mache noch ein paar Fotos vom Einbauen der Kette. 

bis später vielleicht.

 

viele Grüße, 

Friederike und Robert

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