Tag 32 - Regen, Regen, Regen!
wir sind in Voronezh -- dies dürfte unsere vorletzte Station in Russland sein, denn von hier sind es noch ca. 250km nach Belogogrod und von dort nicht mehr weit bis zur Grenze in die Ukraine.
wir sitzen in den warmen, kuscheligen Bademänteln des Hotels in unserem 150-EUR-Zimmer und genießen es, wieder warm zu sein. denn: wir haben gefrooooooooren heute, und das den ganzen Tag! …
heute morgen fuhren wir in Saratov los bei gerade aufgegangener Sonne in schöner Morgenstimmung. wir hatten uns auf Anraten von Sergey den Wecker auf 5h gestellt und sind gegen 6.30h losgefahren. Sergey hat seine Africa Twin gestartet und bestand darauf, uns den Weg aus der Stadt heraus bis zur Abbiegung nach Voronezh zu begleiten. er ist also die ersten ca. 25 km mit uns mitgefahren, was supernett war.
kurz nachdem Sergey umgedreht hatte und wir Saratov hinter uns gelassen hatten, wurde es immer dunkler am Himmel. wir dachten uns: dunkel geht ja noch, wenn es doch bitte bitte trocken bleiben möge!
… bei einer Pause fing es an zu tröpfeln. und wir waren immer noch guten Mutes. ich hab noch getönt: "ach, komm, Robert! wir sind doch kampferprobt! da haben wir schon ganz andere Sachen durchgemacht. die paar Tropfen können uns gar nichts!" -- aus den paar Tropfen wurden viele viele Tropfen … und dann: fetter Regen!
und aus der vermeintlichen "kleinen Wolkenwand" wurden 400km Dauerregen. igitt, war das eklig! und das Schlimmste: soooo kalt!
ich hab mir zwischendurch gedacht: wenn ich jetzt im Auto an zwei Motorradfahrern vorbeiführe, würde ich denken: "oh man, die Armen!" -- wohlwissend, dass dieses kleine Mitleid aus der Beobachterpositition denen überhaupt nicht weiterhelfen würde. tja, nur leider waren die Rollen andersrum verteilt und WIR saßen auf dem Motorrad. und selbst wenn die Leute, die an uns vorbeifuhren, gedacht haben "oh man, die Armen!" hat uns das (in der Tat) überhaupt nicht weitergeholfen. wir beneideten heute jeden Autofahrer! wirklich jeden!: nicht nur den dicken Truck, der wahrscheinlich hinter seiner Fahrerkabine sogar noch sein Bett hat mit ner warmen Decke, sondern auch und insbesondere all die anderen Autos -- egal, ob Opel, Toyota, Hyundai, Kia, VW oder Audi. selbst der alte, eckige Lada erschien uns als ein passables Tauschobjekt -- nur mal so für einen Tag!, obwohl wir gestern noch (zusammen mit Sergey und Alexander) über dieses Gefährt gelächelt haben, weil er seit mindestens 35 Jahren kein Facelift mehr erfahren hat. aber selbst dieser vollkommen uneitle, auf Kleinigkeiten wie moderne Designaspekte lässig verzichtende Wagen hatte einen entscheidenden Vorteil gegenüber uns: trocken zu sein im Innenraum, bzw.: überhaupt erstmal über einen Innenraum zu verfügen!!
… mannomann, bei uns wurde alles pitschnass. Robert war noch schlimmer dran als ich, weil meine Klamotten besser zu halten scheinen als seine. wichtig vor allem auch: Schuhe, denn wenn die Füße nass sind, hast Du eh schon verloren. und seine sind irgendwie so gar nicht regenresistent -- seine Jacke und Hose ähnlich. er war ziemlich bald nass bis auf die Haut. und hat gebibbert -- mein Robert, der immer immer warm ist und immer noch Energie hat um mich mit zu wärmen, hat gezittert vor lauter Kälte.
und ich auch. denn heute haben meine Schuhe auch nicht dicht gehalten. und von den drei Motorradjacken, die ich besitze, habe ich schlauerweise die dünnste mitgenommen, denn: wir fahren ja schließlich im Sommer und durch die Wüste. tjaaaa, wenn ich gewusst hätte, was nach der Wüste kommt, hätte ich im Nachhinein betrachtet lieber in der Wüste mehr geschwitzt als heute so gefroren. sprich: eine dickere Jacke wäre ratsam gewesen.
… unsere Lippen waren blau und unsere Finger schrumpelig von der Nässe. wie früher als Kind, wenn man zu lange in der Badewanne gesessen hat ...
Robert fragte zwischendurch: "wie isses denn mit Deiner Konzentration?" -- tja, müde war ich schon, aber einschlafen tut man sicherlich nicht, wenn man alle zwei Minuten von einem LKW eine straßendreckversetzte Dusche abkriegt.
durch das Visier sah man gar nichts mehr außer Tropfen. mit dem wohligen Gemütlichkeitsgefühl von Tropfen auf der Fensterscheibe, wenn man drinnen im Warmen sitzt, hatte das wenig zu tun…
nach 330km wurde es mal heller, regnete aber immernoch. nach 370km wurde die Straße trocken. bei km 420 fing es wieder an zu pladdern und zu gewittern.
...
wir kamen durch eine Stadt, gegen die Marzahn in Berlin und Dongba in Peking im schöner-Wohnen-Wettbewerb ganz klar als überlegener Sieger hervorgegangen wären. dann kam noch ein Geisterdorf, welches total verlassen schien ...
dann nix weiter Spannendes.... bis Voronezh.
hier suchten wir mal wieder ewig nach einem Hotel und waren schon ziemlich genervt. das erste, welches wir fanden, war ausgerechnet das edelste vom Ort. aber wir nahmen es trotzdem und sind soooo froh!
die Wetteraussichten für die nächsten Tage sehen nicht sehr vielversprechend aus. wir nehmen an, dass wir so schnell keinen Sonnenstrahl mehr sehen werden.
aber wer weiß …
unsere gute Laune verlieren wir jedenfalls nicht! … das ist das Wichtigste!
…
beste Grüße, Friederike und Robert
P.S: habe heute kein einziges Foto gemacht, daher kein update auf der Foto-Seite.
—————