Tag 4 - Staub und Stau
habe ich den gestrigen Tag überschrieben mit "rote LKW, Staub und Popoweh"...?
was soll ich dann nun heute sagen? denn heute waren es tausend Mal mehr LKW als gestern. ich hab quasi NUR noch rot gesehen. ziemlich genau 1 Mio. LKW und genau zwei Motorräder waren heute auf der 307 unterwegs!
und dreckig war es oooooohne Ende. ich glaub, ich hab heute in einer Stunde so viel Staub eingeatmet wie in den ganzen 4 1/2 Jahren in Peking. also, Ihr Pekinger, freut Euch also über die gute Luft und atmet tief durch bei Luftwerten von 500! das ist nichts gegen das, was wir heute erlebt haben. Peking ist sauber, glaubt mir! hier hingegen waren die Straßen schwarz von Kohlestaub. und die Laster hatten neben Kohle auch Sand und Kies geladen. und die Ladung ist ja nicht und niemals dicht verschlossen, da fliegt Feinstaub ohne Ende. mehrfach waren wir eingehüllt in eine große Wolke, man konnte für Sekunden nix mehr sehen.
wir sind heute morgen guter Dinge aufgewacht, die Sonne schien, mein Oberschenkel tat nicht mehr ganz so doll weh. wir packten auf und fuhren gegen 9.30 los. wir mussten erstmal raus aus der Stadt Taiyuan. wir wussten zwar, welche Straße wir suchten, nämlich die 307, aber es hat noch ne Weile gedauert, bis wir dort waren. dann immernoch ca. 30 km durch den Stadtverkehr. ich wartete die ganze Zeit drauf, dass wir die Stadt hinter uns lassen und danach durch freundlich grüne Landschaften fahren werden, aber nix dergleichen. es wurde eigentlich immer nur noch schlimmer.
und es nimmt ja auch keeeeiner Rücksicht! man siiiieht ja eigentlich, dass wir a) ortsfremd, b) bepackt sind, aber die Chinesen müssen trotzdem unbedingt hupen, drängeln, überholen, zur Seite zwingen … um nachher dann einen halben Meter vor uns an der roten Ampel zu stehen. grandios!
den ganzen Tag fuhren wir die 307, den ganzen Tag waren wir im Staub. Robert sah heute Abend aus! herrlich! ich hab mich kaputtgelacht. schwarze Augen, wie geschminkt. smokey eyes look.
bei mir war es nicht ganz so schlimm, weil ich die Sonnenbrille aufhatte. aber die Klamotten sehen bei beiden aus wie Sau.
neben Staub war ein anderes Merkmal des heutigen Tages: Stau! und zwar wiederum nur LKW. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, an welchen Kolonnen wir vorbeigefahren sind, kilomeeeeeterweise ein Laster am anderen. wir mussten uns mit Trippelschritten durchrangieren und uns durch Lücken zwängen, wo wir gerade so durchpassten -- wie gestern bei dem Unfall, nur viel ätzender noch und auf viel längere Strecken. und all die Fahrer, die aus ihren Häuschen rausgeklettert waren, weil eh nix mehr voran ging, hatten die besten Ratschläge parat. man man man…
aber es ging. wir kamen durch. wir konnten weiter.
mittags haben wir in irgendwo einem ollen Restaurant an der Straße gegessen. war nicht besonders, aber uns war sowieso der Appetit vergangen. ich hab mit red bull versucht, wieder "auf´s Fahrrad" zu kommen, wie Mama sagt. grausliches Hubbabubbazeug und "beflügelt" fühlte ich mich danach auch nicht. aber wir habe die ganze Situation mit Humor genommen -- den ganzen Tag eigentlich! ist viel Wert! schlimm wäre, wenn wir uns auch noch gegenseitig stressen. tun wir aber nicht, im Gegenteil!
ich hab noch gar nicht verarbeitet, was heute alles gewesen ist, die vielen Bilder und Situationen müssen sich erstmal ordnen. ich weiß nur, dass wir heute einigermaßen früh ins Bett fallen werden. war viel heute. und anstrengend. auch wenn die km-Zahl wieder nicht ganz zufriedenstellend ist.
wir wollten vorhin eigentlich noch weiter, aber Robert sagt, er habe irgendwann gemerkt, dass ich nur noch 35 hinter ihm fahre. mir war irgendwie gar nicht aufgefallen, dass ich so lahm geworden bin, aber kann schon sein…
auf dem Weg in die Stadt stellten wir fest, dass wir direkt an einem groooooßen, breiten Fluss sind: der Gelbe Fluss! wir sind auch drüber gefahren (s. Foto) -- nicht wie der arme Mao damals, der durchgeSCHWOMMEN ist. würde ich nicht wollen! iiibäh!
heute wurde uns auch ans Herz gelegt, doch den Geburtsort von Mao zu besuchen. wir sind offenbar nicht weit davon entfernt. insgesamt ist dies eine geschichtsträchtige Provinz, wo man sicherlich schöne, anregende "rote" Reisen auf kommunistischen Pfaden (Langer Marsch) machen kann. aber irgendwie ist das nicht unsere Priorität. gestern hätten wir auch das Geburtshaus von Bo Yibo sehen können, sind den Hinweisschildern aber doch nicht gefolgt, wir Banausen!
ich guck jetzt mal die Filmausbeute vom heutigen Tag an. Robert ist noch unten und spannt die Kette nach. bei sowas kann ich immer nicht helfen -- vielleicht sollte ich es mal lernen! …
Fotos gibt's nicht viele heute und wieder nur vom iphone, aber vielleicht lade ich noch ein paar für Euch hoch …
viele Grüße aus dem schönen Örtchen Wubu am Gelben Fluss, welches niemand kennt und niemand kennen muss…
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