Tag 6 - 309 in ihren unterschiedlichen Facetten
von Fuxian (Shaanxi Province) am Abzweigepunkt der 309 bis Sancha kurz vor der Grenze zu Ningxia. Wir sind heute also fast ganz durch die Provinz Gansu gefahren (es fehlen nur noch ca. 20km bis zu Grenze nach Ningxia) plus das Stück zu Beginn in Shaanxi.
insgesamt waren es trotzdem nur knapp 350km.
erst ging es durch ländliche Gegend mit vielen kleinen Dörfern. sehr friedlich. viele Maisfelder und Sonnenblumen, wenig LKW.
dann wurde die Straße wieder staubiger und weniger einfach zu fahren. überall sah man die Spuren des Hochwassers, was hier laut dem Typen im Hotel vor kurzem gewesen ist. vor zehn Tagen habe ihnen das Wasser bis übers Knie gestanden, sagte er. wir können dies an den Überbleibsel von Erd- und Steinrutschen, Straßen- und Brückenreparaturen sowie umgefallenen Bäumen erkennen. überall räumen sie auf. und entsprechend viele Hindernisse gibt es beim Fahren.
jedenfalls haben wir uns die ganze Zeit geärgert, dass es nur so lahm vorwärts ging. die nagelneue Autobahn lief schnurstracks durchs Land, während wir schlangenförmig immer um sie herumfuhren, mal rechts, mal links vorbei. wir versuchten, auf die Autobahn zu kommen, wohlwissend, dass wir sicherlich nicht gelassen werden. dem war auch so - trotz vielem freundlich Dreinreden, hat der Wachmann uns wieder umdrehen lassen.
bei nächster Gelegenheit probierten wir es aber nochmal. diesmal mit mehr Glück, denn es war eine Zahlstelle, die aber noch nicht fertig gebaut war. wir haben uns einfach an den Bauarbeitern vorbeigemogelt … und ab ging die Post! eeeeeendlich! neben uns waren noch ein paar Fahrräder, ein paar Tucktucks und wenige Autos auf der noch nicht frei gegebenen Autobahn. wir sind einfach gefahren so weit wir konnten, mussten dabei immer wieder die Fahrbahn wechseln. es war immer nur jeweils EINE zweispurige Bahn befahrbar. netterweise wurde uns durch Lücken in den Leitplanken und Blockierungen angezeigt, dass nun wieder auf die Gegenseite zu wechseln sei.
so fuhren wir und fuhren und waren froh über jeden Meter, den wir nicht durch Sand fahren mussten. da ging wenigstens mal was voran! wir träumten schon davon, heute die 500km-Grenze zu knacken, aber das war wohl nix. denn kurz darauf mussten wir runter von unserer Rennstrecke und brauchten dann erstmal ne Weile, um wieder die 309 zu finden. man könnte sowas ja auch ausschildern, muss man aber nicht …
wir fanden sie irgendwann. und erst war sie auch ok. aber nach der Abbiegung Richtung Guyuan bestand die Straße nur noch aus Schlaglöchern. man musste sich unglaublich konzentrieren, um möglichst wenige zu erwischen.
die Landschaft war trotzdem traumhaft: die ganze Zeit auf einem Plateau mit wunderschönem Ausblick in die Ferne und in Terrassenfelder…
trotzdem waren wir beide gestresst und es folgte unser erster kleiner Streit. wir waren beide sauer…. aber haben uns dann wieder gefangen. alles wieder gut.
irgendwann kamen wir den Berg runter und sahen, dass dort ein LKW wartend parkt. eine Riesenpfütze vor ihm. aber das war nicht das Problem, sondern war der Weg nach der Pfütze unpassierbar. es ging den Berg rauf. dort war auch nach einem Erdrutsch ein Stück Straße weggebrochen. nur noch ein ganz kleiner Mittelpfad war da. daneben links und rechts Abgrund. unpassierbar, auch für uns! dachte ich! Robert aber sagte, er fahre jetzt nicht wieder den ganzen Weg zurück auf dieser grauslichen Straße. und die Chinesen redeten uns auch gut zu, dass das mit dem Motorrad durchaus machbar sei.
gesagt, getan. Robert ist da echt hergefahren - mit beiden Motorrädern nacheinander. ich hätte das nie gewagt!! Wahnsinn! ich hatte totaaaaaaal Schiss um ihn, ich sag`s Euch! ich hab ihn schon den Abhang runterpurzeln sehen. aber er meinte, dass sei doch breit genug gewesen. aber ne Herausforderung und Konzentrationsübung war es auf jeden Fall!
nach erfolgreichem Überqueren und small talk mit der umherstehenden Meute setzten wir unseren Weg fort auf der immernoch extrem schlechten Straße. nach ca. 30km in einer Stunde haben wir in diesem Kaff ein Hotel für 100 RMB gefunden. nicht toll, aber immerhin besser als zelten …
morgen geht's weiter.
erstmal sind wir froh, uns jetzt schlafen legen zu können.
Bilder gibt`s dann wahrscheinlich erst morgen.
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